Die Digitale CD

Mama will ihrer Freundin eine CD schenken. Problem: Die gibt’s nur noch digital. Nichts einfacher als das, denk ich, wir laden die einfach runter und ziehen die auf einen USB-Stick.

*Edward A. Murphy lächelt müde*

Zum ersten Mal in meinem Leben ist das Problem nicht digitaler Natur. Der Download klappt und spuckt eine ZIP aus. Die Dateien sind einfach MP3s. Fantastisch.

Also noch fix zum Kvickly um quickly ‘n kleinen USB-stick zu fangen. Kvickly ist groß, sie haben bestimmt 300m² allein für Kleidung. Ich schlendere durch die Gänge, vorbei am Gemüse, an den Pfannen, an Lego Ma– LEGO MARIO?!?!

WARUM IST LEGO MARIO SO BLOCKIG?!

… und zum Elektronikregal. Eine Hälfte ist besetzt mit Glühbirnen. Ein Viertel ist voller Druckerpatronen. Doch dazwischen sind sie, USB-Mäuse, -Tastaturen, -Kabel, -Powerbanks, -Autoadapter, Handyhüllen und… das war’s. Gut, guck vielleicht ist an den Enden ja noch was.

Einmal zum Ende geschlendert, Batterien in allen Größen und Formen. Na, dann muss es wohl am anderen sein.

Nasenhaartrimmer und Ohrenschmalzschnecken.

Währenddessen ist Mama mit ihren Einkäufen fertig. Okay, hier wohl nicht. Wir gehen zur Kasse, und da! Mehr USB-Krams! UND EINE SPHINX MIT TITTEN!

Doch bei dem USB-Krams (Drahtlosladegeräte, Powerbanks für Radfahrer, Kabel ohne Ende) ist wieder kein USB-Stick dabei. Na dann. Mama, keiner sozialen Interaktion scheu, fragt noch mal die Verkäuferin. Sie sagt, “natürlich haben wir USB-Sticks!”, und geht schnurstraks auf das Regal zu, wo die ganzen Kabel waren.

“Meinst du nicht das?” – “ne, die sollen Daten halten können.” – “Mobile Daten?” – “Speicherplatz! 8GB oder so” – “Aah, ne, sowas ham wa nich”.

Tja.

Nun denn. Wir sind ja im Borgen, dem großen Einkaufszentrum in Sønderborg. Hier gibt’s alles!

Ein Schreibwarengeschäft und Handyverkäufer später lässt mich diese Hoffnung korrigieren:

Hier gibt’s alles! Außer USB-Sticks!

Auf dem Weg nach draußen dämmert es mir so langsam, dass ich genau so gut nach Kassettenrohlingen hätte fragen können. Sind USB-Sticks etwa schon veraltete Technik?

Auf dem Weg nach Hause kommen wir an einem Computerreparaturshop vorbei. Und Hurra, er hat USB-Sticks! 128 GB für 500 DKK/67€?!! Die Dinger gibt’s auf Amazon für <20! und ich brauch nur genug für ‘ne CD, also höchstens 800MB.

Moment mal. CD?

Ich frag Papa. Er glaubt sich, dunkel zu erinnern, dass wir noch Rohlinge haben. Hurra! Und tatsächlich, Papa holt eine Spindel raus. Ich nehme mir eine, und… ach ja. Mein Laptop hat kein CD-Laufwerk mehr.

Gut, nehm ich einfach denen der Elter… doch möglicherweise hatte ich die letztes Jahr auch schon auf moderne Dinger upgraded. Papas Arbeits-PC? Hat das Ministerium auch upgraded. Alle haben sie kein CD-Laufwerk mehr.

Nach langer Suche findet sich endlich der alte Laptop. Frisch mit Windows 8 und CD-Laufwerk. Hurra! Ich lege den Rohling ein und starre auf den Bildschirm. Wie ging das noch gleich mit CDs brennen? Da war doch was mit Audio vs Daten-CD?

Tatsächlich geht’s mitm Windows-Explorer. Einfach Daten rüberziehen, als wär’s ‘n USB-Stick, dann Finalisieren, Audio-CD wählen und WARUM HAT SICH DER WINDOWS MEDIA PLAYER GEÖFFNET? Also noch mal auf Brennen drücken und… Das war’s?

Das Ding brummt ein bisschen rum und spuckt die CD wieder aus. Gleich mal gucken ob’s funktioniert. Im Windows Media Player tut’s es auf jeden Fall.

Und in einem richtigen CD-Spieler? Ich versuche, die Anlage anzuschalten…

…und der Schalter bricht ab.

Ich glaub, wir verschicken die CD einfach as-is und sagen “wenn’s nich geht, schicken wir dir die ZIP per Email”